.................
.................
.................
.................
Hamburg: Design-Zentrum
24. Juli 2003

Nach über zehn Jahren Planung eröffnet im Juli 2014 in Hamburg das Designzentrum „Designxport“.

Bild 1 von 1

Hamburger Gestalter wollen ein „House of Design“ gründen / Geplant ist ein Neubau in Hafennähe / Partner gesucht 

Von Joachim Schirrmacher

1.300 Designbüros verzeichnet das Branchenbuch – vom Einmannbetrieb über die Kreativschmiede bis hin zur Agentur mit 100 Mitarbeitern. Hamburg, mit dem Design per Du? Fraglos ist die Freie und Hansestadt in den Bereichen Mode, Packaging und Corporate Design unangefochten die Nummer 1 in der Republik. Acht der Top-10-Packaging-Agenturen arbeiten an Alster und Elbe, und immer mehr internationale Networks docken dort an. 

Design soll höheren Stellenwert bekommen
Doch eine lebendige Szene will nicht so recht entstehen. Hamburg ist die einzige Medienmetropole ohne Design-Zentrum. „Design muss wieder einen höheren Stellenwert bekommen, auch in der lokalen Politik, mahnt Jens Heise, Chef der Agentur Lucius & Heise. Die Stadt, so wünscht er, solle sich deutlicher als Design-Standort exponieren. Der Packaging-Experte zitiert gern Karl Lagerfeld, der einst bemerkte: „Hamburg ist das Tor zur Welt, aber eben nur das Tor.

Es wird am großen Rad gedreht
Die Stadt bemüht sich seit Jahren, in puncto Gestaltung Profil zu gewinnen. 1995 wurde die Initiative „Hamburg und Design vom Senat ins Leben gerufen. Seither ist sie der Behörde für Wirtschaft und Arbeit zugeordnet und mit halber Stelle und kleinem Etat für Sachmittel ausgestattet (Horizont 46/1998). Die Kunsthistorikerin Babette Peters leitet seit 1999 die Initiative. Ihr Programm sieht unter anderem vor, die „Lead Awards zum „Event von europäischem Rang auszubauen. Auch über die Designausbildung will sie streiten. Nun dreht Peters an einem großen Rad: Ein Designzentrum in schönster Elblage schwebt ihr vor. 
Die Arbeitsgemeinschaft „Standort, der unter anderm Alexander Raab von Stilwerk, Peter M. Schöning von Scholz & Friends und Landor-Chef Jörg Willich angehören, soll das Projekt namens „House of Design forcieren. Peters: „Wir wollen lauter und wahrnehmbarer für ein möglichst breites Publikum werden. 

Büro, Bibliothek, Veranstaltungsbereich
Peters hat Ambitionen. Eine Kommunikations- und Präsentationsplattform soll an einem öffentlichkeitswirksamen Standort entstehen. Konkret geht es um die Errichtung eines rund 120 Quadratmeter großen „Design-Office in dem die bisherigen Aktivitäten von „Hamburg und Design gebündelt werden sollen. Das von der Standort AG bevorzugte Modell sieht ferner eine Präsensbibliothek mit Material-Archiv (120 Quadratmeter) und einen üppigen Veranstaltungsbereich (600 Quadratmeter) für Vorträge, Symposien, Workshops, Ausstellungen, Modenschauen sowie Unternehmenspräsentationen vor. 

Science Center of Design
Um ein solches Haus zu bespielen, wäre, davon gehen die Initiatoren aus, eine Kernmannschaft von vier bis fünf Mitarbeitern erforderlich. Auch eine kleine Gastronomie und einen Design-Shop sehen sie als notwendig an. Damit beläuft sich der gesamte Flächenbedarf auf gut und gerne 2.500 Quadratmeter. Damit nicht genug: Die Arbeitsgruppe hält ein „Science Center of Design (1.000 Quadratmeter), eine Art Legoland zur Vermittlung der Bedeutung von guter Gestaltung, für sinnvoll. Die Wunschliste ist lang. Auch die Schaffung von Büroraum für Gestalter und ein Design-Hotel ist geplant. Macht zusammengenommen 4.000 Quadratmeter. Als Trägerschaft ist ein Public-Private-Partnership-Modell zwischen „Hamburg und Design und der örtlichen Designwirtschaft angedacht. Das Haus soll, schwebt den Planern vor, einen Teil seiner Einnahmen durch die Vermietung der Räume zum Beispiel für Produktvorstellungen erzielen. 

Bothe, Richer, Teherani hat schon ein Haus entworfen
Obwohl es zahlreiche leer stehende Büros in der Speicherstadt und elbabwärts gibt, hat die Arbeitsgruppe einen Neubau auf einem Grundstück in bester Lage im Visier. Die Stockmeyerstraße und Kaistraße/Große Elbstraße werden hinter vorgehaltener Hand genannt. Für ein „House of Desigm in der Stockmeyerstraße hat das renommierte Architekturbüro Bothe, Richer, Teherani (BRT) auf Bitten der Standort AG sogar schon erste Entwürfe vorgelegt. Peters rechnet nun mit einem Realisierungszeitraum von drei bis fünf Jahren. 

Senat hält sich bedeckt
Ein kühnes Projekt in Zeiten schrumpfender städtischer Haushalte. Noch werden die ehrgeizigen Pläne unter Verschluss gehalten. Derweil hat die Behörde für Wirtschaft und Arbeit die auf Freizeiteinrichtungen spezialisierte Unternehmensberatung „Wenzel Consulting bereits mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Senatsdirektor Franz Klein hält sich bedeckt: „Wir werden die Studie demnächst ergebnisoffen auswerten. Er müsse sich noch Klarheit darüber verschaffen, ob Hamburg ein Designzentrum brauche. Die Situation ist nicht eben günstig. Der Senat hat eine zehnprozentige Kürzung aller Zuwendungen für Kulturinstitute beschlossen. Drum hält Klein eine Angliederung an bestehende Projekte nicht für ausgeschlossen. Mehr sagt er dazu nicht. 

Hamburg hinkt hinterher
Ein Konzentrat der von Klein in Auftrag gegebenen 120-seitigen Studie liegt Horizont vor. „Die bisherige Form der Vermittlung Hamburger Designkompetenz, heißt es darin, „ist im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen als erfolgreich zu bezeichnen, entspricht jedoch nicht dem Stellenwert, der der Hamburger Designbranche originär zukommt. Städte wie Essen, Nürnberg, Bremen, Stuttgart oder Berlin sind Hamburg einen Schritt voraus. 

Utopisches Finanzkonzept?
Klare Worte. Während Peter M. Schöning gegenüber Horizont betont, dass die Finanzierung zwar ein „subtiles Thema aber „kein zentrales Problem sei, stellt das Gutachten fest, dass sich unter Berücksichtigung einer Jahres-Miete von 840.000 Euro – für 4.000 Quadratmeter Nutzfläche und bei Berücksichtigung einer Investition von 12 Millionen Euro – ein jährliches Defizit von 634.000 Euro ergebe. Trotz „Optimierung der Erlöse wie zum Beispiel die Zusammenlegung mit dem ebenfalls geplanten „Pressemuseum sei kaum mit positivem Ergebnis zu rechnen. Alle Hoffnungen der Standort AG beruhen daher darauf, dass eines ihrer Grundstücke kostenlos oder sehr günstig im Erbbaurecht zur Verfügung steht, um „Anreize zur Gewinnung externer Projektpartner zu schaffen. Immerhin gibt es laut Schöning „sehr konkrete Gespräche mit drei Investoren. Dies erscheint jedoch Senatsdirektor Franz Klein utopisch: „Ausgangslage der Prüfung sind ortsübliche Preise. Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Investor ganz oder zum Teil auf Mieteinahmen verzichtet oder die Miete des „House of Design auf andere Mieter, wie zum Beispiel des Design-Hotels, umlegt. 

Wünsche wecken
Babette Peters und die „Standort-AG agieren nicht ungeschickt, indem sie Bilder produzieren und Wünsche wecken. Peters, die als beharrlich und durchsetzungsfähig gilt, hat Erfahrungen darin, eine Idee öffentlich durchzusetzen. So hat sie als Sprecherin des Hamburger Leuchtfeuerhospitzes – ursprünglich ein Projekt der Aids-Hilfe – in vier Jahren über zwei Millionen Euro zusammengetrommelt. 

Szene reagiert verhalten
Design-House-Initiator Jörg Willich jubelt: „Ein fantastisches Projekt – Hamburg macht auf seine Design- und Kommunikationskompetenz aufmerksam. Während die Planer des Projektes „die Welle der Begeisterung nutzen wollen, fallen erste Reaktionen in der Hamburger Szene noch verhalten aus. „Ein lokales Zentrum macht heute kaum noch Sinn, gibt Andreas Unger, Manging Partner der Agentur Enterprise, zu bedenken. Statt Standortlobbyismus zu betreiben müsse Designförderung auf nationaler Ebene diskutiert und im europäischen Zusammenhang gedacht werden. 

Veröffentlicht
Erstveröffentlichung in: Horizont, 30 vom 24.07.2003 Seite 41

Kategorie: Design - Kommentare(0)
.................

Noch keine Kommentare.

Sorry, the comment form is closed at this time.

Doppelpunkt