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Hotel Wedina, Hamburg
5. Juli 2009

Die signierten Bücher bilden inzwischen eine ganze Bibliothek.

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© Hotel Wedina

Felix Schlatter verfügt über Erfahrungen: 15 Jahre diente er als Hoteldirektor im Schweizerhof, St. Moritz, seit vielen Jahren im Hotel Laudinella. Er hat verstanden was Gäste von einem Stadthotel erwarten: eine gute Lage, ordentliche Zimmer, angenehme Mitbewohner und Ruhe. Seit elf Jahren bietet dies sein Hotel Wedina im Hamburger Stadtteil St. Georg, zwischen Hauptbahnhof und Alster gelegen.

Für sein Haus riskierte Schlatter Kopf und Kragen. Mit erarbeitetem Geld kaufte er drei Häuser in einer ruhigen Seitenstraße, baute um und aus, schuf 20 Arbeitsplätze und ist zudem Mäzen der Literatur. Der Komplex besteht aus vier Häusern mit je eigenem Charakter.

Wohnen wie bei Freunden

Das rote Haus ist mit Rezeption, Frühstücksraum und dem toskanischen Garten Ursprung und Herz des „Unique Hotels“. Es soll bald erneuert werden.

Im sanierten Blauen Haus wohnt die Literatur. Die 14 kleinen Zimmern, schlicht und gut eingerichtet, sind jeweils einem Autor gewidmet und mit dessen Werken bestückt.

Da das Amt keine weiteren Hotel-Lizenzen erteilte, finden sich im Grünen und Gelben Haus 38 bis 60 qm große Apartments – beworben als „Zweitwohnsitz mit Putzfrau“. Auch sie haben jeweils ein Thema: Im neu gebauten Grünen Haus (inklusive Tiefgarage mit 15 Plätzen) ist dies die klare Architektur. Auf je drei Ebenen wohnt der Gast so großzügig, daß er sich in einem Mini-Stadthaus wähnt. Im älteren Gelben Haus schimmert hingegen noch das ursprüngliche Toskana-Konzept durch.

Architekt Markus Schell verbindet den Neubau, das Blaue Haus und das vor einigen Jahren umgebaute Gelbe Haus zum einen durch den „Alpinen Zen Garten“, zum anderen durch einen hohen Qualitätsstandard. Das Kleinteilige des Stadtviertels, sowie das Verschachtelte des Hotelkomplexes hat er im Neubau aufgegriffen. Bäder kragen aus der Fassade, Treppen in das nächste Apartment.

Jahresringe

Brüche dieser Art prägen das Hotel. Wer durch die Häuser und Gärten geht, kann sie wie Jahresringe lesen. Es zeichnet sich ab, wie sich der Geschmack des Bauherrn entwickelte. Es ist zu sehen, dass mit beschränkten Mittel viel erreicht wurde aber auch das Einiges – wie der Frühstücksraum – noch ansteht. Vieles wurde detailverliebt realisiert, nicht immer mit einem goldenen Händchen. So steht die Bibliothek lieblos in einer Ecke der Rezeption.

Schade ist dies, da Felix Schlatter sein kleines Stadthotel jenseits der boomenden Designhotels mit Kunst, Architektur und vor allem Literatur profiliert. Die jährlich 120 Autoren des renommierte Hamburger Literaturhaus genießen freie Logis. Das spricht sich herum und beeinflusst die Gäste-Struktur. Bei gleichem Budget (20.000 Euro) ist mit traditioneller Werbung keine entsprechende Bekanntheit und Positionierung zu erreichen.

Das Behagliche an dem Hotel ist das Unaufgeregte. Nichts ist überkandidelt oder pompös wie in den „Hip-Hotels“. Literaten und zahlende Gäste kommen wieder, und wer wiederkommt hat sich wohl gefühlt. Angenehm, tönt das höchste Lob der Hanseaten. Joachim Schirrmacher

Plus: Ruhige Innenstadtlage, schöner Garten, natürliche und hilfsbereite Mitarbeiter

Minus: z.T. kleine Zimmer, etwas unterkühlte Einrichtung

Hotel Wedina, Gurlittstraße 23, 20099 Hamburg

Telefon +49-40-280 890 0, info@wedina.de

Doppelzimmer 118 bis 168 Euro

Veröffentlicht

NZZ am Sonntag, 5. Juli 2009 unter dem Titel „Charakter“ (in gekürzter Form).

Kategorie: - Hotels, Architektur - Kommentare(0)
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