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Interview: Oliver Kahn
12. Februar 2010

Joachim Schirrmacher trifft Oliver Kahn. Der dreifache Weltfußballspieler wurde für seine sportlichen Leistungen und sein soziales Engagement mit dem ispo cup ausgezeichnet. Im Exklusivinterview spricht der MBA-Student über seine Zukunft.

Sechs TV-Kameras stehen dicht gedrängt um Oliver Kahn. 
„Er hat als Torhüter fast alles erreicht, was man erreichen kann: viele Titel, Meisterschaften, Auszeichnungen. Er war in seiner aktiven Zeit über Jahre hinaus der beste der Welt“, wird später Sepp Maier, Torwarttrainer beim FC Bayern München und Oliver Kahns größtes Vorbild, sagen. Doch die Medien interessiert jetzt vor allem eins: neue Schlagzeilen um die Vertragsverlängerung von Bundestrainer Joachim Löw. Kahn, elegant im dezenten Anzug und Krawatte, strahlt die ganze Zeit eine stoische Ruhe aus. Teil seines oft gepriesenen unermüdlichen Ehrgeizes und seiner eiserner Disziplin? Nur 30 Minuten war Kahn zur Pokalübergabe auf die weltgrößte Sportartikelmesse ispo gekommen. Bevor er verschwand, gab Oliver Kahn sein einziges Exklusivinterview.

Joachim Schirrmacher: Herr Kahn, Sie haben 2008 Ihre Karriere als Torhüter beendet, was machen Sie heute?

Oliver Kahn: Vieles. Ich bin beim ZDF Kommentator der Spiele der Nationalmannschaft, was mir sehr viel Spaß macht. Ich habe im Herbst ein MBA-Studium aufgenommen, was mich die nächsten zwei Jahre beschäftigen wird. Daneben habe ich viele Projekte. Gerade ist das Projekt „Ich schaffs“ zu Ende gegangen, für das ich Jugendliche an zwölf bayrischen Schulen besucht habe. Ich will junge Menschen motivieren und weitergeben, wie man mit Niederlagen und Rückschlägen umgeht. In Shanghai bin ich Jurymitglied der TV-Casting-Show „I never give up – the Kahn principle”,
 eine Wettkampfshow für Fußballtorhüter.

Warum haben Sie eben den ispo cup entgegen genommen und nicht beim Essen zu Ihren Ehren?

An der Universität gibt es Präsenzphasen und die darf auch ich nicht versäumen.

Wie ist es mit 40 Jahren an der Uni? Sind Sie einer unter vielen?

Natürlich, so sehe ich mich. Bei diesem MBA braucht man gewisse Voraussetzungen. Viele Kommilitonen sind über 30, oft schon erfahrene Manager von denen ich sehr viel lerne.

Mit welcher Perspektive, welchem Ziel machen Sie den Master?

Nach so einer langen Zeit des Fußballs muss man verhindern in ein Loch zu fallen und vernünftige Dinge tun, die einen interessieren. Ich versuche, mir Wissen zu verschaffen für all die Optionen, die es für mich gibt. Sei es mal bei einem Fußballverein oder wo auch immer. Ich bin ja auch beteiligt an dem einen oder anderen Unternehmen.

Welchen?

Da wollen wir jetzt nicht drüber reden; es gibt Beteiligungen wie das Fan-Orakel, das im Frühjahr auf den Markt kommt. Das ist eine riesen Plattform, wo Fußballfans im Internet die Möglichkeit haben, ihre Meinung kund zu tun, die dann nicht mehr manipuliert werden kann. Eins, glaube ich, ist fatal: wenn man daheim auf der Couch liegt und meint, weil man mal ein guter Fußballer war, laufen die Dinge genauso weiter wie früher.

Sie wollen also nicht nur von Ihrem Namen leben?

Nee, das war mir schon immer ein Greul, wenn mir die Leute auf die Schulter geklopft haben. Was ja ganz nett ist, aber das wird dann schnell langweilig. Lieber immer wieder neue Dinge tun.

Was bedeutet Ihnen der ispo Cup?

Sehr viel, zumal ihn zum ersten Mal ein Torhüter bekommt. Das ist eine große Ehre für mich. Ich freue mich, dass die Wertschätzung für einen Torhüter weiterhin, gerade in Deutschland, sehr hoch ist. Zudem hat der Preis eine soziale Komponente. Ich hatte gerade die „ich schaffs“ Initiative angesprochen. Ich finde toll, dass dies soziale Engagement gewürdigt und ausgezeichnet wird.

Sie waren als Mitglied der Nationalmannschaft ein Botschafter Deutschlands. Wie werden Sie im Ausland wahrgenommen?

(lacht) Natürlich sind die Menschen sehr geprägt von dem, was sie auf dem Fußballplatz gesehen haben. Das korreliert ja nicht immer zu 100 Prozent mit dem Menschen Oliver Kahn. Oft werde ich  mit vielen deutschen Tugenden gleichsetzt: diszipliniert, sehr ehrgeizig, sehr auf Qualität ausgerichtet.

Wir sind hier auf der weltgrößten Sportartikelmesse: Wie wichtig war die Funktionsbekleidung in Ihrer Laufbahn?

Für mich als Profi spielte das Equipment natürlich eine riesengroße Rolle; als Torhüter gerade die Handschuhe und die Fußballschuhe. Ich habe immer blaue Torwarttrikots gewollt, das hat mir Glück gebracht, so haben wir die Champions League gewonnen. Übrigens hat Sepp Maier, der ja die Laudatio auf mich hält, 1974 die Weltmeisterschaft auch mit einem blauen Trikot gewonnen.

Gibt es ein Lieblingsprodukt?

(lacht) Ich war der Horror für Adidas, weil ich meine ganze Karriere, 22 Jahre, als Fußballschuh immer das gleiche Modell, den World Cup, getragen habe.

Ich danke Ihnen sehr!

Am Dienstag kam Oliver Kahn um 22.00 Uhr dann doch noch überraschend zum Dinner in die ehrwürdige Gobelin Hall des Lehnbach Haus mit 220 VIPS aus aller Welt. Sepp Maier hielt eine sehr warmherzige Laudatio auf Kahn. Es war, als ob ein Onkel erzählt, wie aus dem kleinen blonden Buben ein Weltstar geworden ist: „Als Oliver in der Knabenmannschaft spielte, wollte er gerne ein Torwarttrikot von mir haben. So wurde ich nichts ahnend der erste Sponsor des heutigen Preisträgers.“ Er berichtete, wie der Manager beim FC Bayern München, Uli Hoeneß, ihn 1994 in sein Büro bat und sagte: „Sepp ich habe Dir einen Edelstein gekauft, schleif ihn zu einem Diamanten.“ Und dann bekannte er: „Lieber Oliver, nicht meine 20 Jahre als aktiver Spieler, sondern die 14 Jahre mit Dir waren meine schönsten Jahre beim FC Bayern. Ich danke Dir und gratuliere Dir herzlich zum ISPO Cup 2010!“

Oliver Kahn

Oliver Kahn ist der  erfolgreichste deutsche Torhüter aller Zeiten. 1994 wechselt er für 4,6 Millionen DM zum deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Das war bis dahin der teuerste Torwarttransfer in der Geschichte der Bundesliga. Im Sommer 2008, seinem 22. Jahr als Profifußballer beendete Oliver Kahn seine erfolgreiche Karriere. Er kann auf insgesamt 864 Pflichtspiele, davon 557 Bundesligaspiele, 424 mit dem FC Bayern München, 86 Spiele als Torhüter der Deutschen Nationalmannschaft und 141 Spiele im Europapokal und in der Champions League zurückblicken.
He was voted 5 times Best Federal League Goalkeeper, 3 times World’s Best Goalkeeper, 4 times Best European Goalkeeper, and twice German Football Player of the Year. Together with his clubs he won 8 times German Champion, 6 times League Cup, 6 times DFB Cup, 1 time UEFA Cup, 1 time Champions League and 1 time World Cup. And with the National Team he won Third place Confed Cup European Champion, Second place World Cup 2002, Third Place World Cup 2006.
Kahn setzt sich als Botschafter dafür ein, dass der Ryder Cup – das prestigeträchtigste Golfturnier der Welt – 2018 in Deutschland ausgetragen wird.

Ispo Pokal

Mit dem undotierte Ehrenpreis „ispo cup“ werden seit 1971 Spitzen-Sportler wie Max Schmeling (1972), Pele (Brasilien, 1983), Franz Beckenbauer (1990), Eddy Merckx (Belgien, 1993) oder Li Ning (China, 2001) ausgezeichnet, die nach Beendigung ihrer Karriere eine Vorbildfunktion für die Jugend wahrnehmen.

Veröffentlicht

Deutschland Magazine online, 12. Februar 2010 unter dem Titel „Oliver Kahn – Ein Star, der die Schulbank drückt“ und „Oliver Kahn – A star goes back to school“

Young Germany, 12. Februar 2010 unter dem Titel „Oliver Kahn – A sports-star goes back to school

Deutsche Vertretungen in den USA online unter dem Titel „Oliver Kahn – a Sports Star goes Back to School

Kategorie: Sport, – Interviews - Kommentare(0)
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