15. September 2011
So wie Worte Bedeutung schaffen, wird die flüchtige Mode erst durch das Bild dauerhaft, gewinnt an Aussage und Bedeutung. Vielen Besuchern der Ausstellung „Visions & Fashion – Bilder der Mode 1980 – 2010“ fiel die Kraft der Illustrationen auf. Vielleicht weil sie nicht so verbreitet wie die allgegenwärtigen Fotografien sind? Vielleicht weil sie von einem einzigen Gestalter sind, mit der „Unmittelbarkeit der künstlerischen Fantasie und Erfindungsgabe zum Ausdruck bringt, die in der Fotografie rar geworden ist?“, so die Ausstellungskuratorin Dr. Adelheid Rasche im Katalog. Diese Bobachtung führte zum Wunsch zu reflektieren wer alles am Entstehen einer Modefotografie beteiligt ist.
Im Auftrag der Sammlung Modebild – Lipperheidesche Kostümbibliothek, Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin konzipierte und moderierte Joachim Schirrmacher im Begleitprogramm das Podium „Wer macht das Bild?“. Untersucht wurde, wer welchen Einfluss auf das Bild der Mode hat. Der Designer? Der Stylist? Der Art-Direktor? Der Chefredakteur? Das Model? Klar ist: im Gegensatz zu einer Illustration ist eine Fotografie immer eine Teamarbeit. Worum geht es bei einem Modebild? Um die Mode selber? Und machen es viele wie Wolfgang Tillmanns, der sagte: „Ich habe den Modekontext immer als Vorwand benutzt, um meine Bilder zu zeigen. … Solange man irgendwelche Mode-Credits anführt, kann man weitgehend machen, was man will. Es ist ein Raum, wo Fotos keine dienende Funktion abverlangt wird. … Ein herrlicher Spielplatz.“ Ist es diese Haltung, die zu der Beliebigkeit so vieler Modefotografien führt?
Einblicke und Antworten gaben:
Lo Breier, er hat 1986 das Magazin „Tempo“ mitgegründet, welches wohl als eines der letzen den Lebensstil einer jungen Generation definierte. Er hat eine hervorragende Übersicht durch sein langjähriges Engagement für den Medienpreis „Lead Award“ und ist heute Art-Director der Bild am Sonntag (BamS – Auflage 1,5 Millionen). Er berichtete welche Bedeutung die Mode in den Achtziger Jahren hatte, wie zur Zeit der analogen Fotografie ein Modebild entstand und wie die BamS mit Mode umgeht.
Julia Freitag arbeitet seit 15 Jahren als Stylistin. Sie war 10 Jahre Fashion Director für Publikationen des Conde-Nast-Verlags. Heute berät sie auch Unternehmen wie Cambio, Hanro, Mongrels in Common oder Wunderkind. Sie erläuterte worin die Arbeit einer Stylistin besteht und was Ihre Handschrift ausmacht.
Gregor Hohenberg ist Modefotograf u.a. für die Elle und Achtung, für Breuninger, The Corner Frank Leder oder Eickhoff. Er porträtiert zudem viele führende Schauspieler und ist mit seinen Arbeiten in der Ausstellung vertreten. Er gab einen Einblick wie er Ideen für eine Modestrecke entwickelt, wie aktuell im Haus e1527 von Eileen Gray für die Elle, und sprach über den Unterschied zwischen Realität und Image, der Person und ihrem medialen Bild.
Mario Lombardo ist laut Spiegel Online „einer der besten zeitgenössischen Print- und Magazindesigner in Deutschland“. Bekannt wurde er durch seine Arbeiten für die Magazine „Spex“ und „Liebling“. Er verantwortet die Ausstellungs- und Katalogsgestaltung von „Visions & Fashions“. Er sprach über die Entscheidungsschritte bei so unterschiedlichen Aufgaben wie dem Lookbook für das Berliner Modelabel Franzius, das Modebuch von Zitty oder dem Kundenmagazin des KaDeWe.
Adriano Sack war Redakteur bei Tempo, Spiegel Kultur, Die Woche und Ressortleiter für Kultur und Wissenschaft der Welt am Sonntag. In New York gründete er ilikemystyle.net, das erste „User generated Fashion Magazine“, war beteiligt an der Entwicklung der deutschen Vanity Fair und ist seit kurzem Exectuive Editor der deutschen Interview. Bilder von der Straße sind keine neue Kategorie. Fachmagazine wie Sportswear International haben die schon vor zwanzig Jahren regelmäßig veröffentlicht und in den Neunziger Jahren gab es ein Magazin nur mit Street Styles.
Vor diesem Hintergrund sprach Adriano Sack darüber wie relevant heute noch professionelle Modebilder sind, die Sehnsucht nach Authentizität, wie die Mode alles plündert – auch Aufnahmen von Martin Paar – und wie er Bild, Text und Heftstruktur zusammen denkt.
Doreen Schulz studierte Modedesign an der Kunsthochschule Weißensee. Sie hat zusammen mit Clara Leskovar c.neeon gegründet, eines der heute bedeutendsten Modelabels Deutschlands. Sie wurde am selben Tag zur Professorin vereidigt. Designer wie Albert Kriemler (Steven Klein bis Spring Summer 2011, seitdem Karim Sadli ) oder Frank Leder (Gregor Hohenberg) arbeiten seit vielen Jahren mit einem Fotografen zusammen. Doreen Schulz erklärte warum ihr die kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Fotografen Alex Kohout wichtig ist und wie sie ihre Ideen an Fotografen und Stylisten kommuniziert.
Was sehr deutlich wurde, ist, dass es immer ein gutes Team bedarf, um ein herausragendes Modebild zu erzeugen. … Durch die Bilderflut und die Ästhetik, die uns umgibt werden wir geprägt, geschult und beeinflusst.
http://www.lesmads.de/2011/09/berlin_podiumsgesprach_wer_macht_das_bild.html