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Hotel Louis, München
15. Januar 2012

Im hinteren Teil kann sich auch Abends bei italienischer Küche ungestört unterhalten.

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© Bar Giornale

„Louis“, so die Leitidee, ist ein Weltreisender, der am Viktualienmarkt Station macht. Doch statt exzentrisch, wie König Ludwigs orientalisches Jagdschloss im Wettersteingebirge, ist es hier auf moderne Weise gediegen.

Von Joachim Schirrmacher

Das sehr zentral gelegene, elegante Haus lebt von Spannungsbögen: Ruhe und Überraschung, Internationales und Regionales, Barock und Nachkriegsmoderne. Sie wurden vom Architekturbüro Hild und K zu einem Ganzen verbunden. Es ist ein für die Branche untypisch spitzes Konzept, welches der Luxus-Hotelerie Impulse gibt und seit der Eröffnung im September 2009 von Gästen und Kritikern gepriesen wird.

Höhepunkte statt Schnörkel

Statt Status gibt es Sinnliches in den 72 Zimmern und Suiten, viele davon mit Blick auf den bekannten Viktualienmarkt. Offenporige Materialien aus der Region wie Bronze, Nussbaum, Eiche, Kirchheimer Muschelkalk oder Leinensamt in erdigen Farben dominieren den Innenausbau. Alles soll in Würde altern. Die Matratzen (Sembella) sind aus Naturkautschuk, alleine sie kosten mehr als das achtfache einer normalen Hotelmatratze. „Schließlich ist ein Bett der Hauptgrund für eine Hotelübernachtung“, sagt Hotelier Rudi Kull. Statt bekannter Designklassiker gibt es eigens entworfene Schreibtische, Leuchten oder Schränke, die vom Reisen erzählen. Statt Energiesparlampen ein ausgefeiltes Lichtkonzept. Statt manierierter Schnörkel bewusst gesetzte kleine Höhepunkte. Alles ist bis ins Detail geplant, selbst der Plan für die Fluchtwege ist auf Leinen gedruckt. Diese seltene Qualität ist eine Freude.

Leise und selbstbewusst

Hinter dem Hotel steht zum einen der Investor, die Familie Kustermann, die gleich nebenan ein Porzellanfachgeschäft betreibt. Zum anderen Rudi Kull und Albert Weinzierl, die mit aktuell zwei Hotels (neben dem Louis, das 2001 eröffnete Cortiina) und sechs Restaurants mit jeweils eigenständigen Konzepten zu den führenden Gastro-Unternehmern Münchens gehören; vielen gelten sie als die Besten. Die Süddeutsche Zeitung lobt gar: „Sie haben das Herz Münchens wiederbelebt“. Doch trotz des Erfolges tritt Rudi Kull leise aber selbstbewusst auf.

Wohlige Zufriedenheit

Das Restaurant „Emiko“ öffnet sich zur Hotellounge und Bar. Wunderbar ist hier das Frühstück am Morgen, wenn die Sonne über den Viktualienmarkt in den Saal scheint. Dieser Moment war für Rudi Kull der Auslöser, hier dies Hotel zu eröffnen.
Stört am Abend Anfangs noch die Musik, tritt sie allmählich in den Hintergrund. Auch der von Terminen gestresste Gast findet Entspannung. Die Tische stehen so, dass man ungestört Gespräche führen kann. Das Konzept der modernen japanischen Küche ist, dass sich die Gäste am Tisch gemeinsam aus Schalen bedienen. Die wichtigste Empfehlung ob der ungewohnten Speisekarte: den Empfehlungen zu folgen (6 Gänge für 49 Euro/Person) und das Filet vom Wagyu-Rind zu probieren. Am Ende steht ein Gefühl der Zufriedenheit. „Wohlige Zufriedenheit“, ergänzt die Begleitung.

Minus: Der Eingang in der Ladengasse erinnert an eine versteckte Gasse in Venedig.

Plus: Kein Hotel ist näher am Marienplatz gelegen, die meisten Sehenswürdigkeiten sind bequem zu Fuß zu erreichen.

Louis Hotel
Viktualienmarkt 6, 80331 München
Tel.: +49 (89) 411 190 80
www.louis-hotel.com

contact@louis-hotel.com
Preis: Ab 185 Euro inkl. W-Lan, Frühstück ab 19,50 Euro

Veröffentlicht
Zuerst erscheinen in gekürzter Form: „3 Hotels in München“, NZZ am Sonntag, 15. Januar 2012, Seite 14

Kategorie: - Hotels, Reisen - Kommentare(0)
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