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Im Gespräch: Jürgen Geßler, Porsche Design
4. Juli 2014

Jürgen Geßler, Porsche Design

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Warum haben Sie Ihr Büro in Berlin eröffnet?
Jürgen Geßler: Berlin hat ein großartiges Image in Asien, den USA und dem Mittleren Osten. Diese internationale Bedeutung steht noch ganz am Anfang. Designer aus aller Welt träumen davon, in Berlin zu arbeiten, wir kriegen hier also die besten Mitarbeiter. In den letzten zehn Jahren ist in Berlin ein professionelles Netzwerk entstanden, mit Fotografen, Schneidern oder Kleinbetrieben, die für uns Prototypen fertigen. Und natürlich bekennen wir uns als deutsches Unternehmen zum Standort Deutschland, daher kam London nicht in Frage.

Welches Potential hat Porsche Design?
Früher definierte ein Mann seine Persönlichkeit allein über das richtige Auto und die richtige Uhr. Heute geht er einen Schritt weiter, das Thema Mode kommt dazu. Er überlegt ganz bewusst welche Schuhe er trägt und wie er sich kleidet. Daher ist für uns Fashion ein logischer Schritt. Mode ist mit mehr als 30 Prozent unsere größte Produktgruppe und hat zudem eine große kommunikative Wirkung.

Ihr Umsatz wuchs letztes Jahr um zehn Prozent, bis 2015 wollen Sie 250 Läden mit einer Verkaufsfläche von rund 70.000qm haben, also noch ein Drittel größer, als das Einkaufszentrum Alexa. Wie stark soll das Designteam werden?
2011 waren in Berlin nur drei Designer, jetzt sind es unter der Leitung von unserem Creative Director Thomas Steinbrück gut 15 Mitarbeiter, und wir suchen weitere. Neben dem Design arbeiten hier auch eine Directrice, Produktmanager, Handelsexperten und Marketingmitarbeiter.

Warum sitzt nicht Ihre Kommunikationsabteilung in Berlin?
Wir sind ein relativ junges und mit 200 Mitarbeitern kleines Unternehmen. Wenn Sie eine Abteilung komplett verlagern, kämen aus privaten Gründen nicht alle Mitarbeiter aus Ludwigsburg mit. Aber unsere Marketingleiterin Dr. Alexandra Valtin wohnt in Berlin und arbeitet an beiden Standorten. Ich glaube, dass es in unserer globalen Welt künftig nicht mehr die klassische Firmenzentrale gibt, wo alle an einem Standort sitzen. Wir wachsen international und bauen daher auch Mitarbeiter in den USA oder Singapore auf.

Sie sehen sich als die deutsche Luxusmarke. Sehr viel handwerkliches Know-How ist in Deutschland verfallen. Wie wollen Sie dies wieder aufbauen, um zum Beispiel mit französischen Luxusmarken konkurrieren zu können?
Wir waren ein reines Lizenzunternehmen, es war also nahezu alles, bis auf das Design, ausgelagert. Erst nach und nach übernehmen wir verschiedene Bereiche in Eigenregie und kündigen Lizenzen, wie 2009 Belfe für die Mode oder jetzt Schuhe. Das sind für uns große Schritte.
Wir sind glüklich, dass wir uns international die Handwerksbetriebe aussuchen können, die unsere Produkte am besten umsetzen können: Handtaschen, Lederjacken und Männerschuhe in Florenz, Damenbekleidung in Venedig oder Uhren in der Schweiz. Sicher werden wir künftig mehr Prototypen selber realisieren. Aber wir haben noch keine Produktion die uns gehört.

Warum präsentieren Sie ihre Kollektion in New York?
Die USA sind unser größter Markt und hier können wir die Frauen- und Männerkollektion in einer Schau zeigen, was Kosten spart. Wir diskutieren aber auch in Mailand zu zeigen.

Wie wollen Sie den Kontakt zur Berliner Modeszene pflegen?
Wir tun alles, um in Berlin ein professionelles Netzwerk aufzubauen. Natürlich haben wir hier eigene Geschäfte. Am Kurfürstendamm ziehen wir Ende August in ein größeres Geschäft, in ein Lokal, indem bis vor kurzem Rena Lange war. In der Münzstraße haben wir kürzlich eine Kooperation mit Chester Bennington, dem Frontmann der Rockband Linkin Park, vorgestellt. Aber warum nicht künftig ein Cocktail zur Modewoche? Wir alle sind von Berlin begeistert.

Interview: Joachim Schirrmacher

Porsche Design ist eine Luxusmarke mit funktionalem, zeitlosem und puristischen Design. Angeboten werden u.a. Bekleidung, Gepäck, Accessoires, Uhren, Schuhe und Brillen. Der Umsatz berug 2013 128 Millionen Euro. Eigentümer sind die Porsche AG (65%) sowie die Familie Porsche, CEO Geschäftsführer ist seit 2007 der Marketingfachmann Dr. Jürgen Geßler (50).

Veröffentlicht
Erstveröffentlicht in gekürzter Form: Hier kriegen wir die besten Mitarbeiter“ Tagesspiegel, 4. Juli 2014, Seite 16

 

 

 

 

Kategorie: Mode, Unternehmen - Kommentare(0)
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