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Die Zukunft des Handels
5. März 2016

In München, nur wenige Meter vom Lehnbachhaus entfernt, steht das Versuchslabor für den Laden der Zukunft. Er will das Beste aus dem Online- und Stationärem Handel verbinden.

Die Marketing-Agentur Serviceplan und dem Schweizer Unternehmen Vitra stellen sich die Zukunft des Einkaufens voll vernetzt vor: Der Kunde wird über ein Plakat oder TV-Werbung auf die Website der Unternehmen gelockt. Dort erfährt er, in welchen Größen und Farben das angebotene Produkt verfügbar ist, wo sich der nächste Shop befindet und ob die Ware dort vorrätig ist. Ist er unsicher, kann er eine Stilberatung per Videokonferenz wählen, wie es Onlineshops von Modomotto bis Zalando schon ähnlich anbieten. Geht der Kunde zum Laden oder kommt er zufällig vorbei, begrüsst ihn vor dem Schaufenster die App auf seinem Smartphone mit Namen. Das Betreten des Geschäfts wird einem Rabatt-Gutschein belohnt. In den Regalen liegt nur ein Kernsortiment. Das Online-Angebot ist auf zahlreichen Displays und Touchpads abfragbar, ebenso popppen für den jeweiligen Kunden individuell alternative Produkte oder passende Accessoires auf. Ware und Kunden werden durch funkende RFID-und Beacon-Technologie identifiziert. Will er eine Hose anprobieren, erkennt die interaktive Umkleidekabine welche er ausgewählt hat. Auf einem in den Spiegel integrierten Touchscreen wird sie in den verfügbaren Farben und Größen angezeigt. Natürlich werden auch hier Kleidungsstücke und Accessoires, die dazu passen könnten vorgeschlagen. Und wer kein Deutsch spricht, kann den „Smart Mirror“ auf Englisch oder Chinesisch umstellen. Ebenso funktioniert der Beratungtisch im Laden. Auf dem integrierten Touchscreen kann ein Video gezeigt werden, das zeigt, wo und unter welchen Bedingungen das Kleidungsstück produziert wurde. Hier wird auch bezahlt, ohne langes Anstehen an der Kasse. Die Ware wird erkannt, der Kunde bestätigt und der Betrag wird vom Kundenkonto oder der Kreditkarte abgezogen. Abzüglich des am Eingang versprochenen Rabatts.
Die neuartigen Technik wird teilweise schon eingesetzt, so bei Adler, Ralph Lauren, Sport Scheck oder s.Oliver.

Jede Bewegung wird erfasst und analysiert
Natürlich werden, ähnlich wie im Web, überall Daten gesammelt. Der Kunde kann so überall zu den gleichen Bedingungen einkaufen, fehlende Artikel werden sofort nachgefüllt und Passform- und Qualitätsmängel gelangen besser zum Hersteller. Aber solange das Wlan seines Smartphones aktiviert ist, wird jede Bewegung erfasst und analysiert: Wie viele und welche Kunden kommen wann? Wer sind Stammkunden, wer kommt überhaupt nicht? Wie viele Kunden bleiben wie lange vor einem Produkt stehen? Welche Bereiche werden im Laden bevorzugt? Wie oft wurde ein Artikel anprobiert aber nicht gekauft? Was wird im Laden, was online gekauft? Der abschätzende Blick der Verkäufer ist vorbei, der gläserne Kunde wird Realität. Joachim Schirrmacher

Veröffentlicht
Zuerst erscheinen in  gekürzter Form: Z-Magazin der Neuen Zürcher Zeitung und der NZZ am Sonntag, 5. und 6. März 2016, Seite 44

Kategorie: Einzelhandel, Mode, Unternehmen - Kommentare(0)
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